Himmel
Das Aufheben stellt seine wahrhafte gedoppelte Bedeutung dar,
welche wir an dem Negativen gesehen haben; es ist ein Negieren und ein Aufbewahren zugleich;
das Nichts, als Nichts des Diesen, bewahrt die Unmittelbarkeit auf
und ist selbst sinnlich, aber eine allgemeine Unmittelbarkeit. Georg Wilhelm Friedrich Hegel
Aufgehoben: verloren – geborgen – verwandelt.
Vier graue Katzenbilder. Wie von Geisterhand um vier Uhr nachts in einen offenen Kontakt getippt. Zu einer Zeit, als der Schlafgefährte meines Kindes lautstark durchs Haus tobt und auch mich aus dem Schlaf weckt. Mein Kind zu Besuch aus dem Jenseits, das den Kontakt sucht zu dem, was ihm vertraut und lieb war? Ist? Ich höre viele solche Geschichten in diesen ersten Tagen der Trauer … Vielleicht.
Der Himmel ist anders. In einer Weise wirklich, die keinen Zweifel hinterlässt. In einer Weise wirkmächtig, die alles verändert. Das Bett, in dem mein Kind sein Leben verbracht hat, ist schmerzhaft leer. Da spüre ich: Mein Kind ist geheilt. Die Rollen fallen. Auch meine Sorge fällt, die Angst. An seine Stelle tritt ein tiefes Glück. Es ist mein Kind. In Gott. Derselbe Weg. Der Einbruch einer anderen Wirklichkeit, die alles verwandelt. Es behält und wesentlich macht. Es ist nicht meine Liebe, die ich spüre, es ist seine. Die Beziehung wird rein. Die Tat bleibt. Die Liebe hats ins Sein geschafft.
Ich dachte, meine letzte, schwerste Aufgabe würde sein, mein Kind durch den Tod zu begleiten. Jetzt begleitet es mich. Der Schmerz bleibt. Mit seiner ganzen Kraft. Ich bleibe zurück. Bin verloren für dieses Leben und in ihm verloren. Und doch ist alles leicht. Der Himmel ist da. Immer. Und wir leben aus ihm.
Vier graue Katzenbilder. Da hätte es ja auch das Mutter-Kind-Zeichen gegeben. Mein Kind gehört mir nicht. Gut so …

Nur manchmal, während wir so schmerzhaft reifen, dass wir an diesem beinah sterben,
dann formt sich aus allem, was wir nicht begreifen, ein Angesicht und sieht uns strahlend an.
Rainer Maria Rilke