Stark wie der Tod ist die Liebe

Stark wie der Tod ist die Liebe, die Leidenschaft ist hart wie die Unterwelt. Hld 8,6

Liebe

Pubertät

Liebe Caro,

vielleicht erlebst du gerade deine erste Liebe und fühlst dich lebendig wie nie. Vielleicht hast du aber auch gerade deinen ersten großen Liebeskummer und möchtest am liebsten sterben.

Man könnte den Eindruck gewinnen, die Liebe und der Tod tanzten nach einem gemeinsamen Lied. Wer liebt, ist bereit, sein Leben zu geben für den Geliebten und nicht wenige verlieren sich tatsächlich in einer Beziehung. Aber es liegt auch eine unglaubliche Kraft in diesem Gefühl. Von dem einmal ein kluger Mensch gesagt hat, es sei das einzige rationale Gefühl. In der Liebe fallen Vernunft und Gefühl in eins. Nichts ist wahrer als die Liebe und wer wirklich liebt, sieht den anderen ganz klar, mit all seinen Schwächen und Bosheiten. Die er mit all seinem Gefühl lieben kann. Verstanden und angenommen zugleich darf sich der andere fühlen – und so aufgehoben und geheilt.

Meine tiefste Gotteserfahrung, liebe Caro, war eine solche Liebeserfahrung. Ich fühlte mich zärtlich umarmt und gehalten. Ein tiefe Wärme breitete sich in mir aus und das Gefühl machte sich in mir breit: Es ist in Ordnung, wie du bist. Ich verstehe dich.

Da ist nichts, das fehlt. Da ist kein Nichts, da ist alles Sein. Da ist auch kein Tod. Weil alles ganz ist, nichts zerfallen kann. So wie eine wahre Liebe nie stirbt, sondern immer schon ist. Unbedingt, unbegrenzt, aber ganz auf den einen gerichtet. Das Einzelne ist kein Mangel mehr, das Einzelne ist Alles, alles, was der andere braucht.

Eine solche Liebe will mit Leidenschaft gelebt sein. Du musst dich ganz hineininvestieren in eine solche Liebe. Darfst nichts zurückhalten. Und doch verlierst du dich nicht in dieser Liebe. Das ist der Mehrwert der Liebe.

Eine echte Liebe erkennst du deshalb daran, dass keiner auf der Strecke bleibt. Wir Christen sprechen in diesem Zusammenhang von der Einheit von Gottes-, Nächsten- und Selbstliebe. Echte Liebe macht daraus keinen Gegensatz. Wer wirklich liebt, erlebt sich selbst geliebt. Und wenn nur er liebt, erlebt er sich selbst als Liebenden und fühlt sich dadurch ungemein bereichert und belebt. Wer wirklich liebt, würde es dem Geliebten nie zumuten, dass dieser ihn vernichtet. Er achtet auf sich selbst, um für den anderen liebenswert zu sein und um den anderen nicht schuldig werden zu lassen. Wer wirklich liebt, spürt in sich eine Kraft, die stärker ist als er selbst. Er spürt in sich eine Liebe, die nur von Gott kommen kann. Sie füllt in ihm immer wieder auf, was zu versiegen droht.

Ich wünsche dir von ganzem Herzen, liebe Caro, dass du eines Tages eine solche Liebe erleben darfst. Sie wird dich stark machen, leidenschaftlich und unendlich glücklich.