Die Sintflut
Meinen Bogen setze ich in die Wolken; er soll das Bundeszeichen sein zwischen mir und der Erde. Gen 9,13
Leben
Adoleszenz
Lieber Noah,
ins Gedächtnis unserer Vorfahren ist die Erinnerung au eine große Flut eingeschrieben, die alles vernichtete. Die Menschen selbst hatten sie verschuldet, so deuten die Alten die Katastrophe. Auch du, lieber Noah, wirst in deinem Leben Krisen durchleiden, die alles infrage stellen. Du wirst an dir selbst zweifeln und an deinem Scheitern verzweifeln.
Diese Sintflut zieht nicht nur den Menschen den Boden unter den Füßen weg. Sie trifft auch GOTT bis in die Tiefe seines Herzens. Hatte ER nicht einen guten Plan gehabt mit dem Menschen und all seine Liebe in dieses Projekt investiert? Und so ist dieser GOTT erst einmal richtig wütend und macht alles platt.
Doch dann reut ihn die Vernichtung. „So bin ich nicht!“, möchte man ihn zwischen den Zeilen sagen hören. „Ich halte euch die Treue. Ich gebe euch nicht auf, nie.“ Die Sintflutgeschichte endet nicht im Wolkenbruch. Ein Lichtbogen setzt mitten im Regen den neuen Anfang einer alten Beziehung. „Ich habe mich nicht geirrt in euch, denn ihr seid von mir, nach meinem Bild geschaffen. Deshalb vertraut auf euch, wie ich auf Euch vertraue.“ Dieses Vertrauen, lieber Noah, hat GOTT auch in dich.
Dann mache ich mitten in der Krise reinen Tisch, wirst du jetzt vielleicht denken, und fange ein neues Leben an. Hat GOTT nicht auch so gedacht, als er die Flut schickte? Sehnte er sich nicht nach den alten Zeiten? Im Paradies war alles jungfräulich und rein, stimmte die Wirklichkeit noch mit seinen Plänen überein. Aber so ist das Leben nicht, lieber Noah. Und so passt diese Geschichte auch nicht zum GOTT des Lebens. Deshalb endet sie auch nicht mit einem Neuanfang, sondern mit dem Versprechen GOTTES, dass es einen solchen nie mehr geben wird.
Bei Null anfangen zu können, klingt verführerisch. Doch sei ehrlich, du würdest wieder nur einem Traum nachjagen. Du nimmst dich immer mit; am Ende würdest du wieder da stehen, wo du jetzt bist. GOTTES Regenbogen verheißt dir etwas anderes: „Ich werde zu dir stehen“, sagt er, „wie sehr du auch mein Ideal verfehlst.“
Wenn wieder einmal nach einem Regen die Sonne durchbricht, dann schau mal vor die Tür. Du wirst sehen: Ein Regenbogen ist eine faszinierende Erscheinung. Nicht im grellen Schein der Sonne entfaltet das Licht seine Schönheit, sondern wenn es sich bricht im Wasser des Regens. Es gibt etwas viel Schöneres, lieber Noah, als jedes noch so perfekt gedachte Ideal. Es ist die schillernde, brüchige Wirklichkeit deines gelebten Lebens. Zu dem GOTT im Bund des Regenbogens ein unwiderrufliches Ja sagt. Und dir mit seiner Treue die Kraft gibt – nicht ganz neu anzufangen – sondern ganz neu weiterzumachen.