Jakob träumt

Ich bin mit dir, ich behüte dich, wohin du auch gehst, und bringe dich zurück in dieses Land.
Gen 28,15

Weggehen

Adoleszenz

Liebe Jenny,

Das Land will ich dir und deinen Nachkommen geben, spricht Gott zu Jakob. Der denkt nicht im Traum daran, dass sich die Sache noch zum Guten wendet. Jakob weiß, was er kann, und er hat sich sein Recht einfach genommen. Doch der erschlichene Segen wirkt nicht. Jakob zahlt mit dem Verlust an Beziehung, an Heimat. Er hat eine Schwelle überschritten – und er landet im Nirgendwo. Zum Segen kann nur werden, was geschenkt ist. Es braucht eine Haltung der Dankbarkeit und Demut beim Empfänger.

Vielleicht braucht auch Jakob diese Demütigung, um wirklich zum Träumer werden zu können. Große Träumer verändern die Welt. Ich hoffe sehr, dass du zu diesen Träumerinnen gehörst. Und dass du möchtest, dass man einmal über dich sagt: Ohne Jenny wäre die Welt eine andere. Möglichkeitssinn nennt Robert Musil diesen anderen, segnenden Blick auf die Wirklichkeit, der den Möglichkeiten Glauben schenkt, die in den Menschen stecken.

Es braucht Orte der Menschlichkeit, damit junge Menschen wachsen und das Träumen lernen können. Ich bin zuversichtlich, dass es auch in Deinem Leben liebevolle Menschen gibt, die dir Heimat sind. Eine Heimat, die dir den sicheren Aufbruch erlaubt. Weil du von allen Irrwegen immer wieder nachhause findest. Weil Träume auch scheitern dürfen, denn dein Leben ist in seinen Anfängen gelungen.

Jakob hat einen langen Weg vor sich und einen großen Kampf, bis er in seine Heimat zurückkehren kann. Auch Du, liebe Jenny, wirst Zeiten erleben, in denen die Herausforderungen des Alltags Dich ganz weit weg führen aus dem Traumland Deiner Ideale. Jakob gewinnt Kraft und Ausdauer aus Gottes Zuspruch – und Du sollst das auch. Glaub daran, dass Gott Dich auf guten Wegen begleiten wird. Und du selbst zum Segen wirst für Menschen, in denen sich deine Träume fortpflanzen.

Viele Generationen mussten geboren werden, bis aus dem Hause Jakobs der Mensch geboren wurde, der alles heil macht: Heiland nennen wir ihn deshalb. Er ist es, in dem sich unsere Träume erfüllen. Und dem wir alle unsere Wege anvertrauen können. Niemand muss heute mehr wie Jakob zu List, Tücke und Lüge greifen. Wir sind alle schon Gesegnete und das Land unserer Träume ist wirklich. Irgendwann. Irgendwo. Aber ganz sicher.