Grundworte des Glaubens
Wir können aufhören, nach Gott zu fragen. Aber dann hören wir auf, Mensch zu sein. Karl Rahner
Das Wort „Gott“ war schon immer ein Grenzwort. Eigentlich dürfte man es nicht aussprechen und manche Religionen verbieten das auch. Es ist das letzte Wort vor dem anbetenden Schweigen, sagen die Mystiker. Und doch müssen wir es wenigstens denken – und wenn es in der Verneinung ist. Es beschreibt eine Wirklichkeit, auch eine in uns, ohne die sich unser Leben verliert in der Bedeutungslosigkeit.
Den Bedeutungen alter Worte des Glaubens nachzuspüren, soll hier versucht werden. Sie sind unser gemeinsames Gut und wir sind ihrer Tradition verpflichtet, wenn wir ihren Wert schöpfen wollen. Doch jeder Mensch darf und soll sie für sich persönlich aneignen. Die Autoritätskrise der Kirchen macht dies möglich und notwendig.
Diese Worte sind Teil eines Systems. Es hat die Kommunikation mit anderem Denken ermöglicht. Heute ist es nicht mehr plausibel. Aber diese Worte wurzeln in Erfahrungen. Sorgen wir für eine Begegnung mit unseren eigenen Erfahrungen! Das meint inkarnatorische Theologie: Das Gotteswort wird in mir lebendig.
Immer, wenn wir etwas denken, denken wir etwas anderes nicht. Das geht bei Worten des Glaubens nicht. Wir dürfen Gott nicht durch unser Denken beschränken. Also denken wir das Gegenteil mit. Erst das Paradox macht das Gesagte wahr. Die Liste der Widersprüche ist endlos und wir haben uns abgewöhnt, darüber nachzudenken. Wie schade. Wahrer Gott und wahrer Mensch. Tod und Auferstehung. Wer nicht paradox denken kann, kann nicht von Gott sprechen.
In der Schöpfung zerbricht die Einheit des Vollkommenen, sagt die klassische Ontologie. Der Vollkommene zeigt sich in den Brüchen, sagen wir Christen. Ist nicht das gebrochene Licht des Regenbogens viel schöner als der grelle Glanz der prallen Sonne? Und kommen wir nicht zusammen im Brotbrechen und feiern dort, dass wir uns in unserer Zerbrechlichkeit gegenseitig brauchen?
Die großen Systeme haben ausgedient. Das brüchige Mosaik passt eh viel besser für die Gottesrede. Und ist viel schöner. Viel bunter. Und jeder kann daran mitschaffen. Tessera sind die Vierkant-Steinchen, aus denen die Griechen ihre Mosaike bauten. „Tessera“ nenne ich deshalb dieses Projekt. Und es soll so lebendig sein wie Gottes Schöpfung selbst.

Bild: Gaudy-Mosaik, pixabay.com